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Willst Du Recht haben oder glücklich sein?

Konstruktiv kommunizieren nach M.B.Rosenberg

Effektivität und Zufriedenheit sind Ziele, die im beruflichen Alltag eine große Rolle spielen. Wesentlich dafür sind wirksame Strategien im Hinblick auf die zu erbringenden Leistungsziele, produktive Zusammenarbeit auf und zwischen allen Ebenen sowie funktionierende Netzwerke. Wer in Unternehmen etwas voranbringen will, ist auf die Mitarbeit und Unterstützung aller Beteiligten angewiesen. Im Alltag hängt der Erfolg davon ab ob es gelingt, das Gegenüber wirklich zu erreichen, gerade wenn Ärger, Frust, Enttäuschung oder Hilflosigkeit im Spiel sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich erreiche, was ich will, steigt mit gegenseitigem Verständnis und der echten Bereitschaft zu Kooperation. Diese wachsen auf dem Boden einer Verbindung, in der die Bedürfnisse aller Beteiligten wichtig genommen werden, auch bei hierarchischen Unterschieden.

Führen mit Sog statt mit Druck
Um kurzzeitig erfolgreich zu sein ist „Führen mit Druck“ eine beliebte Strategie. Über kurz oder lang wird das Gegenüber jedoch ‚Druck ausgleichen’ wollen, z.B. durch Fehlzeiten oder Ausreden, um zumindest verdeckt das Bedürfnis nach Gleichwertigkeit oder Fairness zu erfüllen. Die Alternative dazu ist „Führen mit Sog“: ich zeige meinem Gegenüber was ich brauche und erforsche aktiv, was der/die Andere braucht, um mich zu unterstützen.

Worte können Türen öffnen – oder schließen.
Was wir sagen führt oft zu Kränkungen und Abwehr, bei uns selbst oder bei anderen. Die Haltung und das Handwerkszeug der Konstruktiven Kommunikation hilft bei der Übersetzung dessen, was wir in der Hitze des Gefechtes meist spontan auf den Lippen haben: Vorwürfe, Ärger, Frust, Forderungen …, die zielsicher dazu führen, dass der Kommunikationsrolladen des Gegenübers nach unten geht. Statt Macht und Recht haben zu wollen, sage ich konstruktiv, worum es geht, was ich brauche und worum ich den anderen bitte. So erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit selbst gehört zu werden und die Bereitschaft zur Kooperation.

Kein Mensch kann dir Gefühle machen – er kann lediglich der Auslöser sein.
Maßgeblich Einfluss auf unsere Gefühle ha unsere Interpretation der Situation und unsere erfüllten bzw. unerfüllten Bedürfnisse. Das Verhalten des Anderen ist Auslöser, jedoch niemals die Ursache für meine Gefühle. Statt anderen die Schuld zu geben, übernehmen wir selbst die Verantwortung für unsere Gefühle. Wir tun dies, indem wir unsere Interessen und Bedürfnisse erkennen und akzeptieren. Je direkter wir unsere Gefühle mit unseren Bedürfnissen in Verbindung bringen und über das sprechen was wir uns wichtig ist, statt darüber, was mit dem anderen nicht stimmt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Weg zur Erfüllung gefunden wird.

Erst verstehen und dann verstanden werden
Drei Top-Qualitäten von Führungskräften: Sie denken in Win-Win, können Synergien herstellen und wollen erst verstehen und dann verstanden werden. Konstruktive Kommunikation will auch eine neue Art des Zuhörens vermitteln. Empathisches Zuhören ist eine der wirksamsten Fähigkeiten, wenn es um Kooperation geht. Die vier Schritte der konstruktiven Kommunikation helfen, hinter Kritik, Vorwürfen, Unmut, oder Forderungen die treibenden Bedürfnisse des Anderen zu erfassen.

Vier Schritte Konstruktiver Kommunikation

Übersetzen Sie Ihr Urteil in die vier Elemente:
Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte Beobachten statt interpretieren.

Setzen Sie Ihr Gegenüber in Kenntnis über welche vergangene oder zukünftige Szene bzw. welches Verhalten sie sprechen. Beschreiben Sie konkret diese Situation, lassen Sie Ihr Urteil, Ihre Bewertung = Interpretation weg, so vermeiden Sie Verteidigung oder Gegenangriffe. Ziel ist, dass Sie beide von der gleichen Szene sprechen und Ihr Gegenüber offen bleibt.

Gefühle statt Gedanken
Je unverstellter ich mein inneres Erleben äußere, desto leichter kommen andere mit mir in Kontakt. Gefühle sind vergleichbar mit einer Tankanzeige: die Anzeige ist das Signal, nicht das Benzin. Gefühle geben Auskunft über die Bedürfnislage. Wenn Bedürfnisse erfüllt sind, haben wir angenehme Gefühle, wenn diese unerfüllt sind, schmerzhafte. Wer sich traut, seine Gefühle zu zeigen und zu sagen was er braucht, ist stark.

Achten Sie darauf nicht sog. Pseudogefühle zu nennen, wie z.B. „Ich fühle mich hintergangen“. Dies ist ein Gedanke, eine Interpretation, die allzu leicht als Vorwurf gehört werden kann. Wenn ich das denke bin ich vielleicht misstrauisch oder skeptisch.

Bedürfnisse statt Strategien
Englisch ‚needs’ – „was ich brauche“ oder „was mir wichtig ist“. Je bewusster mir meine Bedürfnisse sind, desto selbstbestimmter kann ich leben und desto besser kann ich andere Menschen verstehen. Denn alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse. D.h. wenn ich meinem Gegenüber vermitteln kann, worum es mir geht, was mir am Herzen liegt, steigen meine Chancen unterstützt zu werden. „Du sollst pünktlich sein …“ sagt dem Anderen was er tun soll und das hört keiner gern. Wenn ich zeige, was ich brauche, „Ich will mich auf Absprachen verlassen können“, werde ich leichter verstanden. Bedürfnisse zeigen was ich brauche wie z.B. Verlässlichkeit, Entlastung, Verständnis, Unterstützung. Strategien/Handlungen sind Wege wie das Bedürfnis erfüllt werden kann und davon gibt es viele. In dieser Unterscheidung steckt viel Freiheit.

Bitten statt fordern
heißt kreativ Strategien finden, welche die Bedürfnisse erfüllen. Die Bitte beschreibt ein konkretes positives erfüllbares Verhalten und lässt dem Gegenüber die Wahl zwischen „Ja“ oder „Nein“. Wenn das Gegenüber eine Forderung hört, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Unterwerfung oder Rebellion. Die bittende Person wird als jemand erlebt, die Zwang ausübt, und so lässt die Bereitschaft des Zuhörers, einfühlsam auf die Bitte einzugehen, rapide nach. Je offener Sie für eine Antwort sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr Interesse nachhaltig unterstützt wird.

„Willst Du Recht haben oder glücklich sein? Beides zusammen geht nicht.“ M.B. Rosenberg

Foto von fotografierende von Pexels

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